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Neurophysiologie in Bewegung

Jede bewusste Bewegung unseres Körpers beginnt im Gehirn – egal ob wir einen Brief schreiben, am Computer arbeiten oder einen Marathon laufen. Wie das komplexe Zusammenspiel zwischen verschiedenen Hirnarealen mit mehr als 650 Muskeln funktioniert, das will ein Team aus Neurophysiologinnen und Neurophysiologen mit Wissenschaflterinnen und Wissenschaftlern anderer Disziplinen nun entschlüsseln – unter Federführung der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln. Der neue Sonderforschungsbereich 1451 wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) von 2021 bis 2024 mit rund 13 Millionen Euro gefördert. Die Erkenntnisse sollen dazu beitragen, neue Therapien für neurologische und psychische Erkrankungen zu entwickeln, die mit Bewegungsstörungen verbunden sind.

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Sonderforschungsbereich 1451
Andrea Kühn
Prof. Dr. Gereon Fink, Sprecher des SFB, Uniklinikum Köln (© MedizinFotoKöln)
Prof. Dr. Christian Grefkes, 2. Vizepräsident der DGKN, Uniklinikum Köln
Prof. Dr. Christian Grefkes, 2. Vizepräsident der DGKN, Uniklinikum Köln (© MedizinFotoKöln)
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© peterschreiber.media/stock.adobe.com

Bewegung ist Lebensqualität – ist die Motorik eingeschränkt, etwa durch neurologische oder psychische Erkrankungen wie Schlaganfall, Parkinson, Depressionen oder Tic Störungen, hat das große Auswirkungen auf den Alltag und das seelische Wohlbefinden der Betroffenen. Die „Schlüsselmechanismen physiologischer und krankheitsbedingt gestörter motorischer Kontrolle“ zu erforschen ist das Ziel des neuen Forschungsverbundes. „Im interdisziplinären Team erhoffen wir uns neue grundlegende Erkenntnisse darüber, wie die komplexen Prozesse der motorischen Kontrolle funktionieren, auf genetischer, zellulärer und systemischer Ebene. Und wie sie sich über die Lebensdauer eines Menschen entwickeln und verändern“, erklärt Professor Gereon Fink, Direktor der Klinik für Neurologie der Uniklinik zu Köln, Sprecher des neuen Sonderforschungsbereichs. „Wenn es uns gelingt, die Motorik und deren Störungen besser zu verstehen, ermöglicht uns das auch die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden“, so Fink.

Forschung mit neurophysiologischen Methoden

In 18 Teilprojekten erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedliche Fragestellungen zu den neurobiologischen Grundlagen motorischer Kontrolle. Mit neurophysiologischen Methoden wird beispielsweise untersucht, wie das komplexe Zusammenspiel verschiedener Hirnareale durch Alterungsprozesse oder neurologische Erkrankungen beeinflusst wird oder wie sich das motorische System nach einem Schlaganfall regeneriert. „Für die Klinische Neurophysiologie sind solche interdisziplinären, langfristig angelegten Forschungsprojekte sehr wichtig“, betont Prof. Christian Grefkes, stellvertretender Sprecher des Sonderforschungsbereichs und zweiter Vizepräsident der DGKN. Grefkes ist Leiter der AG Neuromodulation und Neurorehabilitation an der Klinik für Neurologie der Uniklinik Köln und erforscht unter anderem neue Strategien zum Wiedergewinn von Bewegungsfunktionen mittels neurophysiologischer Methoden.

Interdisziplinäre Forschungskooperation

Im neuen Sonderforschungsbereich arbeitet ein internationales und interdisziplinäres Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Bereichen Neurobiologie, Neurophysiologie, Neurologie, Neurowissenschaften, Psychiatrie, Psychologie, Nuklearmedizin und funktionelle Neurochirurgie. Die Forschungskooperation umfasst die Medizinische Fakultät, die Naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät und die Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln sowie des Universitätsklinikums Köln, das Forschungszentrum Jülich, das Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung Köln sowie die Universität Frankfurt und die Hebrew University Jerusalem.

Weitere Hintergrundinformationen zum Sonderforschungsbereich:

Integriertes Graduiertenkolleg

Integraler Bestandteil des neuen Sonderforschungsbereich ist ein interdisziplinäres Graduiertenkolleg, dessen Lehrangebote und Maßnahmen eine exzellente Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern auf dem Doktoranden- (R1, Euraxess) und Postdoc-Niveau (R2) fördern - für eine erfolgreiche und produktive Karriere. Das Graduiertenkolleg:

  • vermittelt grundlegende Prinzipien der motorischen Kontrolle,
  • schult in grundlegenden neurowissenschaftlichen sowie klinischen Methoden und Konzepten im Feld der motorischen Kontrolle,
  • fördert den interdisziplinären Austausch und die projektspezifische Kooperation zwischen den am Sonderforschungsbereich beteiligten Disziplinen,
  • unterstützt die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zur optimalen fachlichen und professionellen Entfaltung und Bildung ihrer Kompetenzen.

Chancengerechtigkeit und Diversität

Ein erklärtes Ziel des SFB1451 ist die Chancengerechtigkeit. Angestrebt wird ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis zwischen Wissenschafterinnen und Wissenschaftlern und die Vereinbarkeit von Familie und wissenschaftlicher Karriere. Hierzu werden den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Familienverpflichtungen Betreuungsangebote vermittelt, Mentoring- und Coachingprogramme für Wissenschaftlerinnen aller Karrierestufen gefördert, und durch verschiedene Maßnahmen aktiv für die Themen der Chancengerechtigkeit sensibilisiert.

 

www.sfb1451.de

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Sonderforschungsbereich 1451
Andrea Kühn
Prof. Dr. Gereon Fink, Sprecher des SFB, Uniklinikum Köln (© MedizinFotoKöln)
Prof. Dr. Christian Grefkes, 2. Vizepräsident der DGKN, Uniklinikum Köln
Prof. Dr. Christian Grefkes, 2. Vizepräsident der DGKN, Uniklinikum Köln (© MedizinFotoKöln)